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Donnerstag, 17. Juli 2014

Gesichtet: The Signal



"The Signal" ist einer dieser Filme, die im Kino landen, ohne dass man es wirklich mitbekommt. Für Regisseur William Eubank ist es der erste Leinwandausflug und auch sein Cast besteht weitestgehend aus Gesichtern, die dem Filmliebhaber auf den ersten Blick wenig sagen, wäre da nicht Laurence Fishburne. Mit diesem wurde der Film dann auch in erster Linie beworben. In Trailern wirkte er meist kryptisch und die Filmposter zeigen klinisch saubere Umgebungen und Menschen in weißen Schutzanzügen. All das in Kombination macht neugierig und so begab ich mich ins Kino, um zu sehen ob der Film außer dem Namen Fishburne noch etwas zu bieten hat. 

Über den Film zu sprechen ist ein bisschen wie das Entschärfen einer Bombe. Ist man unvorsichtig, dann zerstört man ihn. Die Geschichte ist sein Kapital und so wäre es an dieser Stelle unangebracht wirklich ausführlich darüber zu sprechen, daher beschränke ich mich auf wenige spoilerfreie Sätze.

Die drei College-Freunde Nick, Haley und Jonah (in der Reihenfolge: Brenton Thwaites, Olivia Cooke und Beau Knapp) sind Hobby-Hacker und seit einiger Zeit frustriert: Ein anonymer Hacker-Konkurrent namens Nomad provoziert sie und führt sie immer wieder vor, indem er ihre Geräte hackt und schelmische Nachrichten hinterlässt. Die beiden Jungs wollen das nicht auf sich sitzen lassen und nehmen den Kampf gegen ihn auf. Die drei Teenager machen sich auf nach Nevada, da Nicks Freundin Haley dort für ein Jahr aufs College gehen möchte. Wie der Zufall es will würde ein Ausflug zu Nomads Standort nur wenige Kilometer Umweg bedeuten und so fällt der Beschluss den Quälgeist vor Ort zur Rede zu stellen. Dort angekommen erwartet die drei Freunde jedoch nur eine verlassene Hütte. Beim Erforschen dieser kommt es zu einem Vorfall und sie verlieren das Bewusstsein.

Als Nick wieder aufwacht befindet er sich in einem Forschungsbunker der Regierung. Angeschlagen und im Rollstuhl sitzend wird er von Dr. Wallace Damon - einem Wissenschaftler - über die Geschehnisse befragt, an die er sich nicht mehr so richtig erinnern kann. Doch irgendetwas scheint an seiner Situation nicht zu stimmen. Wo sind seine Freunde? Warum weicht der Doktor allen seinen Fragen aus? Was ist das für ein seltsames Tattoo auf seinem Arm und wo ist dieser Nomad?


Der Mix Science Fiction-/Mystery-Thriller dürfte "The Signal" wohl passend beschreiben. Was im Trailer recht temporeich aussah entpumpt sich auf der Leinwand als ruhiger, dialoglastiger Film. Gerade der Anfang führt die Charaktere recht detailliert ein, man bekommt ein Gefühl für diese Dreiecksbeziehung. Jedoch gibt es ein Problem: Die Motivation der Gruppe den Hacker zu verfolgen ist einfach nicht nachvollziehbar. Spätestens als sie durch die Einöde fahren und als potentielle Unterkunft eine horrofilmreife Bruchbude vorfinden, entstand für mich ein Bruch, sodass ich mich nicht mehr mit ihnen identifizieren konnte. Zudem ist Hauptfigur Nick der unsympathischste und uninteressanteste von den drei Teenies. Da hilft auch nicht, dass man ihm mit einem Unfall in der Vergangenheit - welcher ihn nun nur noch auf Krücken laufen lässt - versucht etwas Tiefe zu verleihen. Der leicht abgedrehte Noah oder Nicks Freundin Haley wirken einfach zu jedem Zeitpunkt interessanter.

Dieses Problem rückt jedoch in den Hintergrund, sobald die Story wirklich in Fahrt kommt. Ab dem Punkt, an dem Nick in der Forschungsstation aufwacht zieht die Spannungskurve an. Viele Fragen werden aufgeworfen und zunächst nicht geklärt. In erster Linie besteht der Mittelteil aus Gesprächen zwischen Fishburnes Charakter Dr. Damon und Nick, welche meist noch mehr Fragen mit sich bringen, als das sie Antworten liefern. Dies in Kombination mit der unheilvollen Atmosphäre und der bedrückenden klinischen Sauberkeit des Umfeldes weckt Interesse und - und das darf noch verraten werden - sobald Nick die Basis verlässt, lässt der Film seine Dialoglastigkeit hinter sich und wird temporeicher und spannender. Das Pacing des Filmes weiß also durchaus zu gefallen, auch wenn es sich gerade gegen Ende dann doch einen dicken Patzer leistet, denn während der Rest des Streifens sehr detailverliebt und ruhig ist, überschlägt er sich gegen Ende regelrecht, fast so als ob man das Finale plötzlich schnell samt Lösung abdrehen musste. Das hat zur Folge, dass gerade der Schluss die größte Schwäche des Filmes darstellt und letztendlich den Eindruck einer solide, spannend erzählten Story trübt. Zudem ist die große Enthüllung dann doch etwas zu unspektakulär, um wirklich zu befriedigen. Ein solcher Film steht und fällt mit der Auflösung und wird diese verbockt, dann verliert der Rest des Filmes ebenfalls an Qualität, auch wenn diese gerade für eine Produktion mit verhältnismäßig niedrigem Kinobudget im Falle "The Signal" sehr ordentlich war.


Und das gilt gerade für die Optik des Filmes. Er wirkt sehr durchstilisiert und ästhetisch. Die hervorragende Kameraarbeit fängt die Szenarie immer wieder aus tollen Winkeln ein - spektakuläre Canyonlandschaften und exotischere Einstellungen inklusive. Untermalt von einem wirklich tollen elektronisch-melancholischem Soundtrack entstehen hier tolle atmosphärischen Aufnahmen, gerade wenn der Film die Vergangenheit der Charaktere zeigt und gefühlvolle Zeitlupen gepaart mit schönen Klängen serviert. Die Fähigkeiten einen gut aussehenden, stlistisch kreativen und ansprechenden Film zu erschaffen hat William Eubank definitiv und dies macht den Film zumindest auf Bild- und Klangebene zu einer ebenbürtigen Konkurrenz für größer budgetierte Genre-Kollegen. Im Storytelling und Pacing muss er jedoch ganz klar nochmal die Schulbank drücken, denn hier sitzen gegen Ende - wie schon angesprochen - die großen Fehler.

Kein Fehler hingegen war die Besetzung der Hauptcharaktere. Die drei "No-Names", die die Rollen von Nick, Haley und Jonah besetzen waren die richtige Wahl. Sie lösen ihre Aufgabe souverän und ansprechend und gerade Beau Knapp als leicht abgedrehter Nerd macht Spaß. Brenton Thwaites hat im Cast leider die etwas undankbare Rolle erwischt. Zwar spiel er den Protagonisten, jedoch ist sein Charakter einfach langweilig und unsympathisch, was wohl den Drehbuchschreibern zuzuschreiben ist. Thwaites gibt sich sichtlich Mühe diese Charakterhülle mit Leben zu füllen, man hat aber stets das Gefühl, dass er unter den richtigen Bedingungen mehr hätte geben wollen und können.
Ebenfalls problematisch ist die Rolle von Laurence Fishburne, denn er hat einfach zu wenig zu tun. Zwar ist seine Screentime sehr ordentlich, jedoch besteht diese zumeist nur aus Gesprächen, in denen er ruhig und relativ ausdruckslos auf Nick einredet. Ein Schauspieler von diesem Kaliber ist mit dieser Rolle einfach unterfordert und so gelingt es ihm nur selten wirkliche Highlights zu setzen, jedoch gibt er in seinem Rahmen sein Bestes. Ein paar brilliantere Momente hätte man ihm jedoch durchaus in die Skripte schreiben können.


"The Signal" hat es mir nicht einfach gemacht. Auf der einen Seite stehen die Optik, der Soundtrack und eine über weite Strecken spannende Geschichte mit viel Potential, die gekonnt in Szene gesetzt wurde. Auf der anderen Seite wirkt das Ende dahingeschludert, die Dialoglastigkeit legt Schwächen in der Charakterzeichnung frei und gerade Laurence Fishburne ist nicht der Trumpf des Filmes, sondern lediglich ein großter Name, da seine Rolle ihn seine stärken nicht ausspielen lässt. Science-Fiction Fans bekommen hier recht spannende 95 Minuten geliefert, die sich gerade durch die Ruhe und den Fokus auf den Dialogen nach 10-20 mehr anfühlen. Gäbe es nicht die große Schwäche am Ende des Filmes, wäre Eubank hier wohl so etwas wie ein Geheimtipp gelungen. So ist es leider lediglich ein solider Genrebeitrag geworden, den ich Kinogängern lediglich bei akuter Langweile empfehlen würde. Ein Gang zur Videothek in ein paar Monaten reicht völlig aus. Dann ist The Signal ein abendfüllender SciFi-Thriller, der durchaus zu unterhalten weiß, wenn man über klar sichtbare Schwächen abseits von Optik und Technik hinwegsehen kann. 

6/10

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