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Freitag, 18. Juli 2014

Destiny Beta Tagebuch - Tag 1


Puh, war das ein Kampf gestern Abend. In der Geschichte der Beta-Tests gibt es unzählige Negativ-Beispiele, was schlechte Vorbereitung seitens der Entwickler und Publisher angeht und trotzdem scheint einfach niemand daraus zu lernen. Um Punkt 19 Uhr (offizieller Start der Beta) ging nichts mehr. Sowohl die Server des Entwicklers Bungie, welche eigentlich die Keys für die Testphase  bereitstellen sollten, als auch die Server des Playstation Networks legten einen Parallel-Kollaps hin und bereiteten vielen tausend Menschen Frust. Zwei Stunden meines kostbaren Lebens habe ich benötigt und letztendlich den Download auf dem Bildschirm zu sehen. Dieser dauerte dann nochmal gute drei Stunden, da meine ansonsten wunderbare Highspeed-Leitung ausgerechnet gestern einen schlechten Tag erwischt hatte. Der geplante Zock-Abend wich also einem stundenlangen Rumgewarte. Die Frage, wie denn nun Destiny sich spielt ging also mit der Frage einher, wann die Menschen hinter den Betas endlich mal lernen, dass man nach monatelangem Hype-Aufbau womöglich auch mal die nötigen Server herankarren sollte, um diesem dann auch standzuhalten. Fail Bungie, Fail Sony! Wir starten mit Destiny...

Nach meinem Download-Krampf finde ich mich nun also endlich im Menü des Spieles wieder. Von epischer Musik begleitet werden mir die drei spielbaren Rassen des Spieles nähergebracht. Die unspannenden Menschen, die bleichen elfenhaften Awoken und die Roboterrasse der Exo. Letztere scheinen mir am spannendesten zu sein und so entscheide ich mich die Beta als Blechbüchse zu beschreiten. Eine von drei Charakterklassen ist auch schnell gewählt: Der Jäger. Ein Scharfschütze, der eher aus dem Hintergrund operiert. Nachdem ich das "Gesicht" meines virtuellen Avatares ein wenig personalisiert und das Intro hinter mich gebracht habe stehe ich auf einmal da und übernehme Kontrolle über dieses besondere Spiel, das dieses Jahr wohl so heiß erwartet wird wie kaum ein anderes.
Doch was für Erwartungen hatte ich überhaupt an Destiny? Ohne es je gespielt zu haben entstand in meinem Kopf das Bild eines Hybriden aus Halo und Borderlands gemischt mit einem MMORPG ala World of Warcraft oder Guild Wars 2 im Tarnmantel eines First Person Shooters. Hab ich richtig gelegen oder ist das vollkommener Blödsinn? Das gilt es dann wohl in den nächsten zehn Beta-Tagen herauszufinden.

Ich bahne mir meinen Weg durch eine zertörte Raketenbasis irgendwo in der Einöde Russlands. Zuvor wurde mein Charakter von einem fliegenden Würfel - einem sogenannten Geist - aus der Totenstarre geweckt. Der Geist dient mir von nun an als eine Art ständiger Begleiter mit Info-Funktion und akutem Redebedarf. Munter quaselnd fliegt das Ding neben mir her, während ich vor unsichtbaren Verfolgern in einen größeren Gebäudekomplex flüchte. Atmosphärisch macht Destiny zu diesem Zeitpunkt schon viel her. Die zerstörten Umgebungen dieses SciFi-Endzeitszenarios sind detailreich in Szene gesetzte, überall herrscht der Rost und die Unordnung, während sich die Natur langsam ihren Platz in den einst von Menschen erschaffenen Gebäuden und Straßen zurückholt.
Im Gebäude ist es düster. Die Taschenlampe erleuchtet nur ein paar Meter voraus. Ich finde meine erste Waffe. Gerade rechtzeitig wie sich herausstellt, denn kurz danach zeigen die Verfolger ihr Gesicht. Die Alienrasse der Fallen ist dabei sich die kaputte Reste der Erde unter den Nagel zu reißen und nicht wirklich glücklich darüber auf einen Überlebenden zu stoßen. Doch mit meinem Sturmgewehr haben sie nicht gerechnet und so mache ich mich auf das Gebäude von lästigen Angreifern zu befreien. Meine Schüsse werden von aufleuchtenden Anzeigen des verursachten Schadens am gegnerischen Körper quittiert. Erste Assoziation: Borderlands! Am Ende des Dungeons finde ich ein demoliertes Raumschiff, welches jedoch noch zu einem letzten Flug bereit scheint. Es wird mit von nun an dazu dienen zwischen Regionen und Planeten des Destiny-Universums zu reisen. Nun habe ich jedoch nur ein Ziel, wie mir mein gutgelaunter Geist vermittelt: Den Turm. Ein hohes Gebäude in der letzten von Lebewesen besiedelten Stadt der Erde, welches Abenteurern wie mir als Stützpunkt dient.


Der Turm dient den Spielern als Ausgangspunkt für die Missionen. Hier kann man Gegenstände kaufen, Post verschicken, sich neu ausrüsten und mit anderen Mitstreitern gruppieren, um gemeinsam auf Ausflüge in lebensfeindliche Gebiete zu gehen. Meine Spielfigur steuere ich hier in der 3rd-Person-Perspektive. Einige Missionen werden mir schon angezeigt, und auch diverse NPCs wollen, dass ich zum Rapport bei ihnen erscheine. Schnell wird klar, dass Destiny sich hier einiges bei reinrassigen MMORPGs abgeguckt hat. Quests werden angenommen und abgegeben, Ausrüstungsgegenstände modifiziert, potentiellen Party-Mitgliedern winkt man per Emoticon verschüchtert zu oder tanzt wildfremd andere Spieler an.
Diese wuseln hier schon überall herum. Auf Wunsch könnte ich ihnen jetzt Einladungen schicken, um sie in mein sogenanntes "Feuerteam" aufzunehmen. Ich entscheide mich aber zunächst dagegen und möchte allein auf Mission gehen. Vorher jedoch bemerke ich, dass mein Charakter eine Stufe aufgestiegen ist. Skillpunkte darf ich hier zwar (noch?) nicht verteilen, jedoch kann ich meinem Avatar bei Stufenaufstieg neue Fähigkeiten beibringen, die mir im Kampf dann weiterhelfen.
Auf Dauer langweilt mich der Turm kräftig und so besteige ich meinen Raumgleiter um in den Orbit zu fliegen und meinen nächsten Einsatz zu planen. Auf einer Regionskarte kann ich nun verschiedene Missionen anfliegen, die in der großen, frei begehbaren Region Russlands zur Verfügung stehen. Auf Wunsch kann ich mir anzeigen lassen was zu tun ist, ob der Einsatz für meine derzeitige Stufe geeignet ist und was als Belohnung nach erfolgreichem Abschluss auf mich wartet. MMORPG steckt auf jeden fall mit drin.

In den nächsten 2-3 Ausflügen auf die Erdoberfläche bekämpfe ich Unmengen verschiedener Gegner, suche nach rar gesäten und gut versteckten Truhen, in denen neue Gegenstände oder größere Glimmer-Mengen (die Währung des Spieles) auf mich warten, steige Level auf und beschaffe mir einen fahrbaren Untersatz, den ich von nun an immer wieder auf Wunsch unter mir erscheinen lassen kann, um schneller durch die zerstörten Landschaften zu brettern.
Überall treffe ich auf Spieler, die für sich alleine Missionen erfüllen oder in kleineren Gruppen aus 2-3 Leuten auf Streife gehen. Auf der Erdoberfläche kann ich mich jedoch scheinbar nicht mit ihnen zusammenschließen und so bleibt meine einzige Interaktion ein trauriges Winken, welches erwidert wird bevor man wieder getrennte Wege geht. Immer wieder bringen Landungsschiffe kleinere Gegnerhorden vorbei, um die Regionen mit feindlichem Leben zu füllen, wenn die Spieler zu gründlich aufgeräumt haben. Ich durchkämme viele kleinere Gebäude, Höhlen und Wracks auf der Suche nach Beute und werde brutalst in einem Keller von Gegnern umgemäht, deren Stufe nur mit drei Fragezeichen tituliert wird. Die waren dann doch etwas zu stark für meinen Jäger, der noch ganz grün hinter den Ohren ist. Also wird gelevelt!
Und die ersten Level steigen recht zügig an. Auch meine Fähigkeiten entwickeln sich. Schon bald kann ich Flammen speiende Granaten werfen, höher gelegene Orte per Doppelsprung erreichen und eine verheerende Attacke beschwören, die sich "Super" nennt. Scheinbar hat jede Klasse davon eine eigene. Mein Jäger hat einen golden schimmernden Revolver, der innerhalb von 1-2 Schüssen jeden noch so starken Gegner in Richtung Nirvana jagt. Einen Haken hat diese "Super"-Fähigkeit jedoch: Man kann sie nur benutzen, wenn die "Super"-Leiste aufgeladen ist und dies geschieht nur, wenn man einige Handvoll Gegner ausgeschaltet hat.


Destiny macht mir mit jeder Stufe mehr Spaß, auch wenn meine Hauptaufgabe bis dahin besteht im Freien oder in Kellern und Gebäuden Heerscharen an Gegnern zu dezimieren. Ein großer Pluspunkt ist, dass Bungie es geschafft hat das hervorragende Waffenhandling der Halo-Spiele auch in ihren neusten Titel zu transferieren. Auch die Steuerung der Fahrzeuge und überhaupt der Einsatz dieser wirkt gerade für Xbox-Veteranen wie mich seltsam vertraut.
Mittlerweile habe ich auch schon eine Vielzahl an Waffen angesammelt, die sich in mehrere Kategorien unterteilen. Die Primärwaffe ist meine klassenspezifische Waffe, also in dem Fall mein Scharfschützengewehr. Die Sekundärwaffe ist eine Waffe meiner Wahl und im späteren Spielverlauf wird dann noch eine schwere Waffe freigeschaltet werden, die in Form eines Raketenwerfers oder eines schweren Maschinengewehres gewaltige Löcher in die Feindarmee reißt. Im Moment fehlt mir diese Durchschlagskraft noch, weswegen ich gerne mit meiner Feuergranate um mich werfe. Einziges Manko: Sie hat eine recht lange Abklingzeit bis ich sie wieder benutzen darf.
So viel Spaß mir das alles auch macht: Alleine herumlaufen ist in einem Spiel, welches sich Multiplayer groß auf die Brust schreibt dann doch nicht das Wahre. Ein Mitspieler muss her und ein Blick in die Freundesliste offenbart: Es gibt Beta spielende Menschen! Also werden geschwind Einladungen ausgetauscht und nach Sekunden findet man sich zu zweit im Turm wieder, während man über der Playstation-Party munter plaudern kann. Als Feuerteam gehen wir ab jetzt zusammen auf Patroullie. Dies scheint mit bis zu drei Spielern pro Team möglich zu sein. Wir sind jedoch nur zu zweit. Dennoch übernimmt ein Spieler die Führung über das Team, was sich dann darin äußert, dass er die nächste Mission auswählt, während die restlichen Teammitglieder ihm einfach automatisch folgen.
Und Tatsache: Zu zweit ist es nochmal um Einiges spaßiger die Weiten Russlands unsicher zu machen. Wir ballern munter durch die Feindesreihen, wenn was schief läuft wird der Gefallene per Knopfdruck wiederbelebt. Gefundene Items werden geteilt, Waffen und Rüstungsteile hingegen sind für den jeweiligen anderen Spieler unsichtbar, sodass niemand den anderen die Beute klauen kann.

Immer mal wieder lässt ein besiegter Gegner einen grünen Gegenstand fallen. Diese sind - wie in vielen anderen MMOs auch - seltene Gegenstände die jedoch per Code verschlüsselt sind. Im Turm gibt es einen Spezialisten, welcher gegen einen geringen Betrag diese Items entschlüsseln kann. Meist haben diese seltenen Gegenstände zusätzliche Effekte (kreatives Beispiel: Stärke +12). Waffen können neben dem normalen Schaden noch zusätzlichen Elementar-Schaden machen, z.B .durch Feuer oder Gift.
Zudem können manche Gegenstände bei Levelaufstiegen aufgewertet werden und bekommen so noch einmal zusätzliche Boni.
Nachdem wir uns durch weitere Story-Missionen gekämpft haben dürstet es uns ein wenig nach Abwechslung und wir starten in eine so genannte "Erkundungs-Mission". Diese entpuppt sich als Modus, in dem man einfach frei die Welt erkunden kann, in der man dann immer wieder zufällig generierte Nebenmissionen der Kategore "Beschütze dies, sammel das, bekämpfe jenes" finden kann. Diese sind zwar ganz nett, jedoch sinkt der Unterhaltungswert nach einem halben Dutzend schnell. Das große Plus am Erkundungsmodus scheint, dass man sich in Ruhe umsehen kann um potentielle Geheimnisse und Schätze ausfindig zu machen, die allerdings wirklich rar gesäht sind. Immer wieder stolpert man auch über den ein oder anderen Rohstoff, den man abbauen kann. Zu was man diese anschließend benötigt, hat sich mir bis zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht erschlossen.
Immer mal wieder geschehen im unmittelbaren Umfeld auch zufällige Ereignisse, zu denen sich dann alle Spieler im Gebiet unabhängig von Feuerteams miteinander verbünden, um das Missionsziel innerhalb eines knappen Zeitlimits zu schaffen. Es müssen dann besonders starke Gegner bekämpft, Punkte verteidigt oder Objekte zerstört werden. Diese spontanen Events sind ein kleines Highlight, da schnell Schlachten mit vielen Spielern ausbrechen. Auch in Storymissionen kann man auf solche Ereignisse treffen.


Anstatt weiterhin frei zu erkunden entscheiden wir uns nach einer gewissen Zeit einen weiteren Modus auszuprobieren. Es gibt nämlich auf PvP- (Player vs. Player)-Inhalte im Spiel. Hierzu reisen wir zum Mond der Erde. Dort erwartet uns ein Eroberungs-Modus bei dem zwei Teams a sechs Spieler versuchen strategische Punkte auf der Karte zu erobern und zu halten, während sie sich gegenseitig bekämpfen. Das Team, das nach 5 Minuten die meisten Punkte gesammelt hat gewinnt. Dies ist ein Modus, welchen man schon in ähnlicher Form aus vielen anderen Shootern kennt. In Destiny erhält er durch die klassenspezifischen Fähigkeiten nochmal eine frische Note. Auch hier fühlt man sich wieder einmal sehr an Halo erinnert. Fahrzeuge können benutzt werden, eine männliche Stimme kommentiert jede Veränderung und jedes Ereignis am Spielverlauf. Auch hier fühlt man sich als Halo-Spieler schnell mit einigen Deja Vous konfrontiert.
Jedoch scheint es Balancing-Probleme zu geben. In unserer Spielrunde waren Spieler von Level 6 bis 9 dabei. Schnell wurde deutlich, dass die Spieler mit höherem Level klar dominierten. Dies lag wohl daran, dass sie Rollenspiel-typisch einfach mehr schaden verursachten und gleichzeitig auch mehr Kugeln fressen konnten, als die anderen. Hier muss Bungie noch dringend nachbessern, dann erwartet die Spieler ein netter Zeitvertreib abseits der Story-Schlachtfelder.

Nach diesem leider etwas frustrierenden Kapitel blieb uns nichts anderes übrig, als sich wieder der Story zu widmen. Zu unserer Verwunderung stand im russischen Gebiet (welches wohl auch das einzige ist, das die Beta umfasst) nur noch eine Mission zur Verfügung. Nachdem diese angenommen wurde und die ersten paar Gegner im Gras lagen folgt direkt ein weiterer Moment negativ tendierender Verwunderung: Als ich auf Level 8 aufsteige zeigt mir das Spiel an, dass dies in der Beta gleichzeitig auf den Maximallevel bedeutet. Etwas verwirrt schaue ich in mein Inventar, in dem schon Gegenstände "ab Level 10" auf ihre Verwendung warten. Diese werde ich dann wohl leider nie ausprobieren können und erste Zweifel am Umfang der Beta keimen auf.
Jedoch lassen wir uns davon erst einmal nicht entmutigen und starten in diese womöglich letzte Storymission.
Hierzu wird uns ein uns fremder Spieler zugeteilt, weil die Bedingung für den Start ein Feuerteam von drei Personen ist. Zu dritt kämpfen wir uns also wieder einmal durch zerfallene Gebäude, freie grasbewachsene Flächen und Innenhöfe, bis uns plötzlich ein Bossgegner vor die Füße fällt. Ein riesiger Spinnenroboter inklusive Gefolgschaft versperrt uns den Weg und verlangt uns im nachfolgenden, lang andauernden Kampf alles ab. Mehrfach wird gestorben und wiederbelebt. Der rapide angestiegene Schwierigkeitsgrad verwirrt uns jedoch nur, weil die Missionen zuvor recht locker gemeistert werden konnten. Bossgegner geben vor allem viele Erfahrungspunkte und lassen ab und an sogar einmal seltene Gegenstände fallen. In meinem Fall war das eine blaue (ein legendäres Item) Pistole, welche mal wieder für Charaktere jenseits von Level 8 bestimmt war: Frust! Warum baut man solche Gegenstände dann überhaupt in die Beta ein?!

Nach dieser vorerst wohl letzten Mission werden wir wieder im Turm ausgespuckt. Ein letzter Blick ins Inventar und in die Regale des Händlers, dann trennt man sich für heute. Es waren gut vier Stunden, die man heute in Destiny investiert hat und die drohende Inhaltsarmut macht Sorgen. Kann es wirklich sein, dass Bungie den Umfang der Beta nur so gering hat ausfallen lassen? Eine noch gesperrte Mission auf dem Erdenmond macht Hoffnung auf eine weitere Questreihe, doch die werden wir erst morgen starten. Mit gemischten Gefühlen beende ich das Spiel. Gemischt, weil ich extrem viel Spaß in der Welt von Destiny hatte und nun mit der unangenehmen Befürchtung aus ihr herausgehe, dass dieser Spaß womöglich schon bald vorbei sein könnte, sollte man wirklich schon die meisten Beta-Inhalte gesehen haben.

Tagebucheintrag Nr. 2 folgt dann morgen...





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