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Samstag, 7. Juni 2014

Gesichtet: Edge of Tomorrow


Live. Die. Repeat. Unter diesen drei Schlagwörtern läuft der erste Tom Cruise Film des Jahres 2014 in den Kinos an. Das es lediglich dieses Wort-Trio benötigt, um die Prämisse des Filmes zu erklären macht auf dem Papier nicht allzu viel Hoffnung. Doch Edge of Tomorrow kann sehr viel mehr, als sich auf dieses simple Credo zu verlassen. 

Die Handlung ist tatsächlich ebenso simpel wie ausreichend: Leutnant Bill Cage (Tom Cruise) verdient seine Moneten eigentlich damit neue Rekruten für die globale Armee anzuwerben, denn vor einigen Jahren hat eine unbekannte Alienrasse  - "Mimics" genannt - die Erde überrannt und die Menschen auf wenige Millionen dezimiert. Cage kennt das Schlachtfeld nur aus dem Fernsehen oder seinen Brandreden, wird aber zu seinem eigenen Entsetzen eines Tages völlig überraschend selber an die Front versetzt. Die Menschen bereiten sich auf die Finale Schlacht nach dem Motto "Alles oder Nichts" vor und wollen die Mimics mit einem Überraschungsschlag vernichtend schlagen. Doch wie zu erwarten geht der Angriff furchtbar schief und endet für die menschliche Rasse in einem Massaker, welches der Extinktion gleichkommt. Der völlig unerfahrene Cage stirbt auch. Doch er erwacht wieder. Am selben Morgen desselben Tages.

Nachdem der reichlich verwirrte Front-Frischling immer und immer wieder gestorben ist und denselben Tag x-fach durchlebte, beginnt er die Systematik zu verstehen. Dabei hilft ihm Kriegsheldin Rita (Emily Blunt), die einst im selben Kreislauf gefangen war, die Fähigkeit aber irgendwann verlor ohne den Grund zu kennen. Schon bald entdecken die beiden den Vorteil ihrer Situation: Cage kann den Tag immer wieder wiederholen und so nach einem Mittel suchen, um die Mimics zu besiegen und das Ende der Menschheit zu verhindern.

Liest man über "Edge of Tomorrow" so stoplert man ziemlich schnell und häufig über den Vergleich zu Videospielen und genau der trifft die Mechanik des Filmes auch perfekt. Das ständige Scheitern und wiederholen von Situationen kennen Gamer schon seit Jahrzehnten und hier erfährt es Tom Cruise am eigenen Leib, indem er selber erfährt wie es ist unendlich viele Versuche zu haben, um Probleme zu lösen.
Was furchtbar langweilig klingt setzt Regisseur Doug Liman tadellos um, indem er in den Wiederholungen die entscheidenden Fortschritte festhält, viel Humor hinzufügt und Schnitte so setzt, dass man schon Gesehenes eher erahnt, als das man es noch einmal sehen muss.
Es ist herrlich dabei zuzusehen, wie Cruise langsam immer mutiger wird und durch seine Übermotivation und die daraus resultierende Leichtsinnigkeit ein ums andere Mal sehr unnötige Tode stirbt. Die Gag-Dichte ist dabei trotz ernstem Thema und teils düsterer, derber Atmosphäre nicht zu verachten, was auch daran liegt, dass Cage seinen Alttag langsam auswendig lernt und anfängt mit den Leuten, die ihn umgeben zu spielen und sein Wissen zum Vorteil zu nutzen, sodass der Zuschauer an jedem neuen Morgen vorfreudig darauf wartet, wie er seinen Tagesablauf nun wieder verändert.


Was zudem wirklich Freude bereitet ist die tolle Chemie und Dynamik zwischen Tom Cruise und Emily Blunt. Die beiden Charaktere agieren hervorragend zusammen, liefern sich unterhaltsame Wortgefechte und gerade die Skrupellosigkeit und Härte von Blunts Charakter Rita sorgt für einige Lacher. Beide spielen hier wirklich gut mit und tragen den Film komplett. Man sieht, dass hier mit viel Spaß gearbeitet wurde.Um die beiden Hauptdarsteller herum wurde ein solider Cast zusammengestellt, der sich nicht in den Vordergrund drängt, sondern lediglich die Performance von Cruise und Blunt unterstützt, gerade im zweiten Drittel des Filmes sind die beiden sogar nur zu zweit unterwegs, sodass der Fokus auf ihnen und der sich aufbauenden Beziehung liegt, die - typisch Hollywood - am Ende in der obligatorischen Liebesgeschichte endet.

Der Film hat wirklich fulminant gedrehte Szenen mit tollen Kamerafahrten und Effekten. Die hoffnungslosen Schlachten gegen die Aliens sind bombastisch und intensiv in Szene gesetzt. Parallelen zur D-Day-Szene eines "Soldat James Ryan" sind definitiv vorhanden, jedoch gelungen an das futuristische Szenario angepasst.
Wenn die menschlichen Rekruten in ihren Exoskeletts gegen die blitzschnellen, heimtückischen Kreaturen ins Gefecht ziehen, dann schepperts und explodiert es an allen Ecken und Enden. Die Schlachten wirken herrlich dreckig und brachial und bieten eine gelungene Abwechslung zu den ruhigen Planungsszenen und emotionalen Momenten zwischen den Charakteren. Was das angeht, bekommt der Zuschauer hier einen typischen amerikanischen Actionfilm. Das Szenario ist jedoch erfrischend und die Geschichte weckt Neugier, auch wenn die Auflösung gegen Ende deutlich weniger spektakulär ist, als erhofft. Bis dahin gibt sich "Edge of Tomorrow" jedoch keine Blöße und zieht sein "Live. Die. Repeat."-Programm mit aller Konsequenz äußerst unterhaltsam und kurzweilig durch. Nochmal: Trotz der vielen Wiederholungen des Szenarios wird der Film durch viele Nuancen, den Humor und den Fortschritt der Charaktere einfach nicht langweilig. Durchaus bemerkenswert, dass dieses Kunststück so gut gelingt!


Somit bekommt man unterm Strich einen wunderbar unterhaltsamen Actionfilm mit erfrischender Idee, die mit ihrem videospielbasierten Ablauf viel richtig macht und nicht an Humor spart. Es ist kein anspruchsvoller Film und auch bei Weitem keiner, der emotional berühren kann oder will, so wie es viele Kriegsfilme (sei es realistisch oder futuristisch) versuchen. Der Film ist von der ersten Bis zur letzten Minute Blockbuster-Unterhaltungskino mit zwei toll harmonisierenden Hauptdarstellern und genug Action, um im Gedächtnis unter "lohnenswert" abgestempelt zu werden. Zwar spielt die Geschichte ihr Potential nicht aus und gerade die Auflösung wird viele Kinogänger enttäuschen, aber bis dahin wird man nach allen Regeln der Kunst unterhalten und das vor nachvollziehbarem futuristischem Szenario. Und das erwarte zumindest ich von einem Action-SciFi-Mix im Jahr 2014.

7/10


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