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Donnerstag, 24. April 2014

Gesichtet: Cheap Thrills

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"Cheap Thrills" ist zwar kein Horrorfilm oder ein Streifen mit Splattereinlagen, jedoch ist er auf seine eigene Art ein schwerverdaulicher Brocken. Daher habe ich entschieden, dass er einen Platz in dieser Reihe bekommen sollte. Nicht zuletzt, weil er als kleine, unbekannte Perle durchaus Beachtung verdient. 

Es gibt Tage, an denen läuft einfach alles schief. Familienvater Craig (Pat Healy) verliert seinen Job und der Vermieter droht mit dem baldigen Rausschmiss, sollte die nächste Miete nicht in den nächsten Tagen eintrudeln. An eben diesem Tag sucht Craig seinen Trost in einer Bar und gibt sich dem Alkohol hin, als er seinen alten Schulfreund Vince (Ethan Embry) wiedertrifft. Lange hatten sie sich nicht gesehen und während die beiden in Erinnerungen schwelgen gesellt sich ein Pärchen zu ihnen. Colin (David Koechner) und Violet (Sara Paxton) feiern den Geburtstag Zweiterer. Schnell wird den alten Schulfreunden bewusst, dass Colin Berge von Geld besitzen muss, denn er lädt die beiden ein mitzufeiern und kredenzt nur die edelsten Tropfen. Mit steigender Stimmung und steigendem Pegel erfindet der scheinbare Millionär ein Spielchen für Craig und Vince: Er denkt sich Dinge aus, die einer von den beiden tun soll. Und dieser bekommt dann eine ordentliche Summe Geld von ihm bar auf die Hand. Nachdem Vince für 200 Mäuse einer Stripperin kräftigst auf den Hintern haut, muss die Party notgedrungen in das Haus des reichen Pärchens verlegt werden. Doch je weiter die Zeit voran schreitet, desto abstruser werden die Aufgaben und schon bald entbrennt aus dem spaßig gemeinten Spiel ein erbitterter Wettkampf zwischen den beiden Jugendfreunden. Denn beide befinden sich in einer finanziell aussichtslosen Lage und können das Geld sehr gut gebrauchen. Mit den Preisen steigt die Rivalität und der Härtegrad der Aufgaben und schon bald gerät alles außer Kontrolle.

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Cheap Thrills beginnt als schwarze Komödie und wird nach und nach immer mehr zu einem harten, unangenehmen Thriller, der eine bizarre Situation nach der anderen aus dem Hut zaubert. Gerade im Mittelteil weiß man das ein oder andere Mal nicht, ob man über das Gezeigte lachen oder schockiert sein soll. Den Spagat zwischen Belustigung und Abscheu schafft der Film ganz hervorragend und zum Ende hin kann man nicht mehr anders, als leicht perplex auf den Bildschirm zu schauen. Den humorvollen Unterton verliert der Film nie vollkommen, jedoch wird er mit steigender Gewalt immer leiser.

Die Aufgaben schrauben die Rivalität zwischen den beiden Freunden immer höher und schon bald merken sie, dass sie für Geld die ein oder andere Grenze überschreiten würden, ums ich aus ihren Notlagen zu befreien. Die Motivation von Vince wird hierbei nicht ganz so nachvollziehbar offenbart wie die von Craig, der um die Existenz seiner kleinen Familie kämpft. Jedoch vergessen die beiden ihre Freundschaft mit jeder weiteren Etappe immer mehr. Diese Entwicklung zeigt der Film sehr gut und weiß sie auch packend und schonungslos zu inszenieren. Es gibt bei Weitem keine Gore- oder Splattereinlagen, jedoch gibt es die ein oder andere fiese und auch blutige Szene. Dadurch, dass diese sehr realistisch und ungeschönt ausfallen, wirken sie auch härter, als die überdrehten Gewaltausbrüche vieler Genrekollegen. Der Streifen ist einfach über einige Strecken hin sehr unangenehm und hält - zwar leicht überzogen, aber dennoch treffend - dem materialistisch veranlagten Menschen der Gegenwart den Spiegel vor die Nase. Wie weit würde man für Geld gehen? Was würde man tun für 200, 3000 oder gar 25.000 Dollar Bargeld?

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Die Darsteller kamen in ihren bisherigen Laufbahnen kaum über Nebenrollen in kleineren Streifen hinaus, jedoch trägt gerade das auch zur Authenzität des Filmes bei. Den unverbrauchten Gesichtern kauft man die Situationen einfach einen ganzen Tick besser ab, als einem Ensemble von größeren Namen. Zudem wird hier von dem Quartett - allen voran David Koechner als sadistischer wandelnder Geldsack - wirklich gute Arbeit geleistet. Man nimmt sie zu jeder Zeit in ihren Rollen samt Emotionen ernst.

Mit 85 Minuten ist der Film zwar alles andere als lang, aber dadurch schafft er es nie langweilig zu sein. Die erste halbe Stunde geht es noch recht gemächlich zu, da die Charaktere in Ruhe vorgestellt werden und somit auch Platz für ausgelassene Feierstimmung und den ein oder anderen Gag bleibt. Doch sobald die Vier in Colins Haus angelangt sind, zieht der Film konstant an bis zum fiesen Finale, welches leider dann doch ziemlich vorhersehbar ist. Der Weg dorthin birgt aber - wie schon erwähnt - einige fiese Szenen.

"Cheap Thrills" ist ein kleiner gemeiner Film über die konsumorientierten, materialistischen Monster, die in jedem von uns schlummern. Geld regiert die Welt und die Aussicht auf große Mengen in kurzer Zeit lässt Menschen schnell egoistisch und gierig werden. Genau das zeigt der Film hier auf leicht überzogene und blutige Weise, sodass man ihn als schwarze Komödie mit satirischen Elementen bezeichnen könnte. Jedoch bleibt dem Zuschauer das Schmunzeln ein ums andere Mal im Halse stecken, denn der Film hat Zähne und er beißt gerne mal unverhofft zu. Der Konflikt der beiden Freunde ist der Nährstoff für den Plot und Sadist David Koechner führt schelmisch grinsend Regie. Fieser Geheimtipp! 

7/10

J.

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