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Donnerstag, 24. April 2014

Gesichtet: Blutgletscher

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Diese neue Rubrik steht ganz im Zeichen meines Lieblingsgenres, dem Horrorfilm. Jeder neue Film, der mir vor die Augen kommt wird hier auseinandergenommen. Die Ehre des Erstlings hat “Blutgletscher”, eine österreichischer Monster-Horror mit einem recht unverbrauchten Szenario. 

Die Klimakatastrophe ist im Gange. Nicht nur in Film, denn man kann sie auch jeden Tag bei uns beobachten, wenn man möchte. Ein Beispiel dafür sind die Gletscher. Sie schmelzen Jahr für Jahr und werden immer kleiner. Natürlich betrachten Wissenschaftler dies mit großer Sorge und warnen mit den neusten Ergebnissen ihrer Forschungen. In “Blutgletscher" untersucht ein Forschungsteam bestehend aus drei Wissenschaftlern, einem Ingeneur und einem Hund die besorgniserregenden Entwicklungen eines nicht näher genannten Gletschers in Österreich. Auf über 3500 Metern Höhe machen sie eine grausige Entdeckung: Eine organische blutähnliche und bis dato völlig unbekannte rote Substanz durchtränkt von einem Tag auf den anderen einen Großteil der Eismassen. Natürlich sind die Forscher zunächst Feuer und Flamme, doch schnell finden sie heraus, was für eine Gefahr ihre Neuentdeckung mit sich bringt und schon bald gibt es die ersten Toten.

"Blutgletscher" funktioniert dann am besten, wenn man möglichst wenig weiß. Daher werde ich nicht näher auf die Eigenschaften der besagten roten Substanz eingehen. Nur soviel sei gesagt: Die Erklärung ist kreativ und schenkt dem Film sowohl einen interessanten Hintergrund, als auch tolle Monster.
Der Film beginnt recht verhalten und offenbart direkt zu Beginn seine Schwächen. Die Charaktere sind allesamt unsympathisch, sie agieren teilweise alles andere als logisch und das Aufbauen von Spannung vor den Schockszenen gelingt kaum. Doch sobald die wissenschaftliche Komponente dank der Entdeckung der Substanz dazu kommt, hat der Film mich dann doch fesseln können, da die Idee einfach sehr interessant ist und viel Potential birgt. Dieses nutzt der Film in seinem Rahmen (er kommt immerhin “nur” aus Österreich) gut aus, auch wenn natürlich Luft nach oben bleibt. Eine gewisse Faszination für das, was dort geschieht war bei mir aber durchaus vorhanden.

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Leider flacht der Film nach einem gelungenen Mittelteil wieder ab und verfällt in die Muster des Beginns. Die Schockeffekte werden wohl nur Genre-Neulinge aus dem Sessel heben, denn sie sind zu offensichtlich und orientieren sich an längst im Genre gängigen Mustern. Hinzu kommt, dass viel zu viel mit Jumpscares gearbeitet wird, die nach meinem Geschmack endlich mal dezimiert gehören. Zudem konnten die unsympathischen Charaktere mich einfach nicht für sich gewinnen. Mitfühlen konnte ich nur, wenn der Hund involviert war.

Die aus Deutschland und Österreich stammenden Schauspieler (u.a. Gerhard Liebmann und Edita Malovcic) konnten nicht wirklich überzeugen. Das liegt zum einen am Overacting, das der ein oder andere an den Tag legt, zum anderen aber eben auch daran, dass sie keinerlei Sympathien erwecken können. Liebmann zum Beispiel spielt einen saufenden, ewig schlecht gelaunten Ingeneur, der immer genervt in seinen Bart nuschelt. Malovcic hingegen die hysterische, besserwisserische Wissenschaftlerin, die dauerhaft ihre Tage zu haben scheint. Es gibt einfach niemanden in diesem Fim, mit dem man mitfühlen möchte, da die Distanz durch Antipathie einfach zu hoch ist.  Zudem sein noch gesagt, dass Jeder, der Probleme mit österreichischem Akzent hat, hier wohl wenig Spaß haben wird.

Was ganz klar eine Stärke des Films ist, sind die Monstereffekte. Die sind meist handgemacht und ansehnlich. Auch wenn mal der ein oder andere Effekt aus dem Computer kommt, wirkt das immer hochwertig und mit Liebe zum Detail. Die Kreaturen schaffen es - auch durch teils ekliges Aussehen - Unbehagen auszulösen und hatten somit wesentlich Potential, als der Film letztendlich nutzte. Trotzdem hielten mich gerade diese Variationen der Monster bei der Stange, da ich einfach wissen wollte, was die Macher sich sonst noch haben einfallen lassen. Inspiration fand man hier bei dem Horror-Klassiker “Das Ding aus einer anderen Welt”, an dem sich der Film auch außerhalb des Kreaturendesigns hier und da bedient. Auffällig sind hier besonders die Keilereien und das Misstrauen zwischen den Teammitgliedern, die definitiv von Carpenters “Ding”-Remake inspiriert sind. Dies ist aber keine Schwäche, sondern wertet den Film ein wenig auf.

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Gore- und Splatterfreunde werden an “Blutgletscher” wohl keinen gefallen finden. Zwar gibt es die ein oder andere blutige Szene, jedoch wird es nie richtig explizit. Das schadet dem Film zwar nicht, jedoch boten die Monster durchaus die Möglichkeit für die ein oder andere fiese Einlage. Ein klarer Schwachpunkt des Filmes ist, dass er nie anspannend oder gruselig ist. Die Schockeffekte kündigen sich - wie schon anfangs erwähnt - zu früh an und funktionieren nicht. Und auch sonst kommt einfach nie Grusel auf. Gerade wenn man den antarktischen SciFi-Horror-Paten des Filmes anguckt, weiß man, dass da wesentlich mehr möglich gewesen wäre.

Was am Ende bleibt ist ein durchschnittlicher Film, der dank dem Monsterdesign und der tollen Idee, die hinter diesen steckt, Interesse wecken kann, ansonsten aber sein Potential nicht nutzt. Die unsymathischen Charaktere und der fehlende Horror lassen den Zuschauer kaum emotional teilhaben. Gerade der Vergleich zu den “Ding”-Filmen, dem sich “Blutgletscher” durch seine klaren parallelen Stellen muss, wertet den Film zusätzlich nochmal ab, da er nie in die Dimensionen der Inspirationsquelle kommt. Monster-Fans jedoch bekommen trotzdem einige interessante Szenen und einen netten wissenschaftlichen Hintergrund mit leichter Öko-Botschaft. Alle anderen dürften mit dem Ausflug ins Eis wohl nicht glücklich werden. 

5/10

J.

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