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Samstag, 26. April 2014

Ersteindruck: Danganronpa

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Die Playstation Vita entwickelt sich immer mehr und mehr zur Konsole für Liebhaber von asiatischen Nischen-Titeln. Mittlerweile werden viele Asia-RPGs oder -Adventures veröffentlicht, welche vor wenigen Jahren in Europa wohl auf Grund mangelnder Nachfrage und mutlosen Publishern nicht erschienen wären. “Daganronpa” oder “Trigger Happy Havoc” (wie es in Europa und Amerika heißt) ist eine von diesen fernöstlichen Perlen, die Vita-Besitzer mit Hang zum exotischen Spielspaß nun endlich genießen können. 

"Daganronpa" ist ein asiatisches Text-Adventure ganz im Stile von "9 Hours, 9 Persons, 9 Doors" (999; Nintendo DS) oder "Virtues Last Reward" (VLR; Nintendo DS, PS Vita). Ich werde mir erlauben Daganronpa mit dem Zweitgenannten zu vergleichen, da ich dieses ebenfalls für die Vita besitze und daher am besten vergleichen kann. Ich muss zugeben, dass VLR mein erster Kontakt mit Textadventures aus Fernost war, nicht zuletzt weil Besitzer von stationären Konsolen - wie ich - mit diesem Genre einfach nicht bedient werden. Textadventure scheinen ein Genre zu sein, welches den mobilen Plattformen vorbehalten ist. Dies bietet sich auch an, da sie wie ein Buch funktionieren und deshalb auch ausgepackt werden können, wenn man mal nur 5-10 Minuten Bahnfahrt vor sich hat.

Textadventures als interaktive Bücher zu beschreiben ist wohl ein Vergleich, mit dem man nicht falsch liegen kann. Die meiste Zeit verbringt man mit dem lesen von Texten, seien es Dialoge oder Beschreibungen. Dies ist auch in Daganronpa der Fall. Die Story wird hauptsächlich in Textboxen vorangetrieben, in denen sich Charktere unterhalten oder der Hauptcharakter seine Gedanken mit dem Leser teilt. Zunächst einmal sollte ich die Story kurz einmal erläutern. Da ich erst 4-5 Std im Spiel bin sollte meine Zusammenfassung relativ spoilerfrei sein. Die Wendungen innerhalb dieser ersten Stunden werde ich dennoch nicht ansprechen, falls jemand gänzlich unwissend an das Spiel herangehen möchte. Nur soviel sei gesagt:

Ihr schlüpft in die Rolle von Makoto Naegi, welcher aus heiterem Himmel eine Einladung bekommt an der wohl elitärsten Uni des Landes zu studieren. An dieser werden normalerweise nur Studenten zugelassen, welche sich durch besonders beeindruckende Leistungen auszeichnen und somit öffentliche Anerkennung finden. Makoto ist hingegen ein sehr durchschnittlicher, unauffälliger Student und somit sehr erstaunt vorgeladen zu werden. Ungewissen Herzens folgt er der Einladung zur Eröffnungszeremonie des neuen Semesters, doch schon in der Eingangshalle wird ihm komisch und er bricht zusammen. Als er aufwacht befindet er sich in einem leeren Klassenraum. Auf der Suche nach Antworten stolpert er in der Eingangshalle über 14 andere Erstsemester, denen dasselbe wie ihm wiederfahren ist. Schnell stellen sie fest, dass etwas nicht stimmt. Die Türen der Universität sind allesamt von schweren Eisentoren verriegelt und auch die Fenster sind unter zentimeterdicken Eisenplatten verschlossen. In jedem Winkel der Schule hängen Kameras und Bildschirme, was die Vermutung weckt überwacht zu werden. Inmitten der Verwirrung taucht plötzlich ein bizarr anmutender sprechender Roboter-Teddybär namens Monokuma auf, der den 15 Teenagern die Ausgangslage erklärt: Sie sind in dieser Uni eingeschlossen. Für immer. Es gibt nur eine Möglichkeit diese jemals wieder zu verlassen: Man muss einen seiner Mitstudenten ohne Zeugen töten.


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Diese beklemmende Ausgangslage gibt Daganronpa von Anfang an eine intensive Spannung. In den ersten 5 Stunden lässt sich das Spiel dennoch Zeit die 15 Chataktere ein wenig kennenzulernen und einen begrenzten Teil der Universität zu erkunden. Anders als bei “Virtues Last Reward” lässt man dem Spieler hier die Möglichkeit sich zwischen den Dialogen und Storysequenzen frei in der Ego-Ansicht durch die Räume zu bewegen. Nichts desto trotz kann ich sagen, dass es sich hierbei trotzdem um ein reinrassiges Textadventure handelt, denn rund 70-80% der ersten Stunden verbrachte ich damit mich durch Textfenster zu klicken. Die Charaktere lassen direkt eine angenehme Tiefe erahnen und sind unterschiedlich genug, sodass jeder einzelne Interesse weckt. Man möchte sie gerne kennenlernen, nicht zuletzt da viele von ihnen etwas zu verbergen scheinen.

Wie man schon erahnt lässt der erste Mord nicht lange auf sich warten. Wird eine Person getötet, so wechselt das Spiel in eine Art investigativen Modus, in dem der Spieler Indizien aus Umgebungen und Gesprächen sammeln muss, um den möglichen Mörder zu enttarnen. Denn zu den Regeln des Hochschullebens in Daganronpa gehört, dass einige Stunden nach dem Mord ein Ratstreffen der Überlebenden einberufen wird, um den Mörder ausfindig zu machen. Wird der Mörder entlarvt, so wird er exekutiert und das Spiel geht für alle anderen weiter. Wird bei der Versammlung die falsche Person als Mörder beschuldigt, so müssen alle unschuldigen Personen sterben und der Mörder darf die Universität als einziger Überlebender verlassen. Somit liegt es an euch innerhalb der Untersuchungs-Phasen die entscheidenden Hinweise zu sammeln und sie logisch verbunden innerhalb der Versammlungen vorzustellen, um den wahren Täter zu enttarnen. Dies geschieht im Spiel innerhalb von dramatisch inszenierter “Action”-Sequenzen, die ähnlich funktionieren wie die Gerichtsverhandlungen in der Phoenix Wright-Reihe. Es ist wirklich tierisch spannend diese Verhandlungen zu führen und ich verrate nicht zu viel wenn ich sage, dass es hierbei die ein oder andere unangenehme Überraschung geben wird.

In den Ruhephasen zwischen den Morden und den Verhandlungen erkundet ihr weiterhin die Räumlichkeiten, sammelt Objekte, redet mit euren Leidensgenossen und versucht Freundschaften zu entwickeln, die scheinbar im späteren Spielverlauf wichtig sein können. Hierzu habe ich innerhalb der ersten paar Stunden noch nicht genügend herausfinde können. Auch viele weitere Teile der Universität durfte ich noch nicht betreten. Das Spiel scheint also im Laufe der Zeit umfangreicher zu werden.

Die Präsentation des Spiels ist gewohnt japanisch. Alles ist knallbunt und im klassischen Stil der Mangas und Animes gehalten. Die Charaktere sind optisch überzeichnet und overacten alle ein wenig, wie man es aus der fernöstlichen Zeichentrickkultur kennt. Das soll aber nicht heißen, dass sich das Spiel harmlos inszeniert. Die Morde sind (sofern ich das bisher sagen kann) nicht gerade zimperlich und unblutig in Szene gesetzt und an Kraftausdrücken wird nicht gespart. Zudem ist die psychische Anspannung während den Verhandlungen und den Storywendungen recht hoch und man fühlt als Spieler sehr mit den Charakteren mit, wenn der Teddy-Psychopath Monokuma seine nächsten Gemeinheiten präsentiert. Schon in meiner geringen Spielzeit ließ sich eine klare Tendenz in Richtung Psychoterror erahnen, die sich im Laufe der Geschichte wohl noch ordentlich erhöhen wird. Nicht umsonst ist das Spiel mit seinem quitschbunten Look von der USK mit einem 16er-Siegel gekennzeichnet worden.

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Das wichtigste an einem solchen Textadventure dürften wohl die Texte sein und die sind phänomenal geschrieben. Jeder Charakter hat seine Eigenheiten und jeder Dialog liest sich, als wäre er einem Roman eines begabten Autors entsprungen. Die Spannungsbögen der Story sind bisher genau richtig gesetzt. Die ruhigen Phasen sind so kurz wie nötig und die Wendepunkte und Actionsequenzen sind überraschend wie schweißtreibend, sodass man kaum aufhören mag und nach kurzer Zeit regelrecht süchtig wird. Wie nach einem guten Buch eben.

Jedoch sollte man einiges an Sprachkenntnissen mitbringen. Das Spiel hat selbst in der deutschen Version nur englische Texte und auch bei der Sprachausgabe kann man lediglich zwischen Englisch und Japanisch wählen. Zudem sind immer nur einzelne Sätze oder Worte vertont, sodass man wirklich zum lesen gezwungen wird.

Bisher kann ich das Spiel bedingungslos jedem Fan von Textadventures empfehlen und würde sagen, dass es sich sogar perfekt eignet, um neu in das Genre einzusteigen, da es genau die richtige Balance zwischen Lesen und interkativen Eingreifen findet und somit zugänglicher ist, als ein Virtues Last Reward.
Ich werde noch eine finale Meinung bloggen, sobald der Abspann auf meiner Vita gelaufen ist, sodass zögernde Geister sich dann einige finale Worte zum gesamten Spiel anhören können.

J.

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