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Donnerstag, 24. April 2014

Gesichtet: 300 - Rise of an Empire


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Acht Jahre ist es her, seitdem Regisseur Zack Snyder (Man of Steel, Suckerpunch) 300 Spartaner auf der Leinwand gegen eine übermächtige persische Armee anrennen ließ. Der Film, basierend auf dem Kult-Comic von Frank Miller (u.a. auch Sin City), war ein blutiges, pathosgetränktes Epos, welches mittlerweile ähnlich wie die Vorlage einen kultigen Ruf in der Filmgemeinde genießt. Snyder schaffte es durch einen stilistischen Overkill, denkwürdige Szenen und epische Inszenierung ein neues Zeitalter der Comic-Verfilmungen einzuläuten, abseits von den Teenager-Magneten von DC und Marvel. 300 war hart, blutig und dreckig. Er berichtete von dem hoffnungslosen Kampf des spartanischen Königs Leonidas, der seine 300 besten Krieger um sich schart, um in einem Selbstmordkommando ganz Griechenland zu schützen. Am Ende lagen die Spartaner alle tot im Staub und die Perser triumphierten. Die Armee von Xerxes (Rodrigo Santoro), dem persischen Gottkönig marschierte gen Athen, um auch den Rest Griechenlands zu unterwerfen. 

Betrachtet man 300: Rise of an Empire als klassische Fortsetzung, so erwartet man, dass die neuste Regiearbeit von Noam Murro (Smart People) genau dort ansetzt, wo der Vorgänger aufhörte. Doch der zweite Teil nimmt sich die Zeit und erzählt über sein erstes Drittel die Geschichte vom Aufstieg Xerxes’ zum Gottkönig.
Wir starten direkt mit einer Schlachtszene in den Film, die dem Zuschauer suggerieren soll: Trotz Wechsel im Registuhl hat sich nichts geändert! Wir sehen in einer Rückblende, wie die Spartaner und Perser das erste Mal aufeinander treffen. Damals wurden die persischen Streitmächte noch von König Dareios, Xerxes’ Vater, auf Eroberungszug geführt. Der Sohnemann war jedoch mit von der Partie und sollte erste Kriegsluft schnuppern. Doch dann passierte es: Durch eine List fällt Dareios auf dem Schlachtfeld und die Perser müssen sich zurückziehen. Xerxes schwört Rache für seinen Vater zu nehmen und Griechenland bei seinem nächsten Feldzug zu erobern.
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Doch worum geht es in diesem eigentlich als Nachfolger definiertem Film eigentlich? Nachdem Xerxes seine Truppen mobilisiert und gen Griechenland geschickt hat, liegt es an Themistokles (Sullivan Stapleton) die Armeen der griechischen Stadtstaate zu einigen und gegen die Perser zu schicken. Dazu reist er quer durch das Land, um die einzelnen Regionen von einer Zusammenarbeit zu überzeugen. Doch schnell wird klar, dass Xerxes nicht die einzige Gefahr ist. Während der persische Herrscher den Landweg über Sparta (s. erster Teil) nach Griechenland beschreitet, kommt ein weiterer Teil seiner Armee mit Schiffen über den Wasserweg. Angeführt von Artimisia (Eva Green), welche Xerxes’ Admiralin ist, bahnt sich eine Flotte von tausend Schiffen den Weg zur griechischen Küste. Als Themistokles davon Wind bekommt weiß er, dass diese Flotte gestoppt werden muss, da sein geliebtes Vaterland sonst verloren ist. Mit einer eigenen Schiffsflotte, welche jedoch nur einen Bruchteil der persischen Flotte darstellt, segelt er mit seiner Armee den Persern entgegen und es kommt zur alles entscheidenden Schacht.

Murro scheint verstanden zu haben, was den Erfolg des ersten Teils ausmachte und setzt auch in seinem Film bewusst auf diese Trademarks. In der schon erwöhnten Anfangs-Schlacht folgen wir einem Spartaner, der sich beeindruckend choreographiert durch Horden von Persern metzelt. CGI-Blut ergießt sich hier regelrecht über den Bildschirm, Körperteile werden von ihren Besitzern getrennt und Zeitlupeneffekte verdeutlichen fast schon spürbar die Härte der Schnitte und Schläge. Als Fan des ersten Films kann man da nur vergnügt mit der Zunge schnalzen und sich entspannt zurücklehnen.

Im gesamten Film wirken die Szenen, Schlachten, Dialoge, Kamerafahrten und Landschaftsaufnahmen so, als ob sie von einem Fan gedreht wurden, welcher seinem geliebten Film mit eben diesem Nachfolger Tribut zollen möchte. Wenn Griechen-Anführer Themistokles  seine mit Pathos getränkten Reden vor einem Meer durchtrainierter, halbnackter Männer hält und diese mit begeisterndem Geschrei quittiert werden, dann hat man Leonidas und seine 299 Spartaner vor Augen, die sich für die Schlacht wappnen. Auf der anderen Seite sieht man Artimisia als grausame, sadistische Ersatz-Herrscherin, die alles daran setzt diesen Krieg zu gewinnen und auch vor ihren eigenen Leuten nicht halt macht, wenn es darum geht Blut zu vergießen und ihren Ruf als unbarmherzige Kriegsherrin zu verbreiten. Somit hat man dieselbe Charakter-Aufteilung wie im ersten Teil. Eine kleine Armee unter Führung eines griechischen Helden gegen eine übermächtige persische Streitmacht beherrscht von einer grausamen Tyrannin. Früher hieß es “Leonidas gegen Xerxes”, nun “Themistokles gegen Artimisia”.


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Natürlich lebt auch 300: Rise of an Empire von seinen Schlachtszenen. Zwar gibt es zwischendurch auch ruhigere Momente in denen den Charakteren ein wenig Tiefe verliehen wird, jedoch überwiegen eindeutig die Kämpfe und deren Vorbereitungen. Die Charaktere bleiben, die beiden Heeresführer ausgenommen flach und klischeebehaftet. Da gibt es natürlich die klassische Vater-Sohn-Beziehung und die beiden Freunde fürs Leben, die Seite an Seite kämpfen. Dies ist ebenso alt wie kitschig, aber solche Story-Elemente gehören in ein Schlachten-Epos nunmal ebenso dazu, wie Schwerter und der rote Lebenssaft. Spannender anzuschauen ist da schon der Konflikt zwischen Themistokles und Artimisia, die sich natürlich im Film das ein oder andere Mal begegnen. Es ist da natürlich nicht zuviel verraten (Vorsicht, Mini-Spoiler!), wenn man da obligatorische Sex-Szene erwähnt, bei der beide ebenso um die Dominanz beim Akt kämpfen, wie um den Sieg des Krieges. Unterhaltsam!

Sullivan Stapleton und Eva Green spielen ihre Rollen sehr routiniert, wobei gerade Green ihrer Darstellung von Artimisia immer mal wieder aufmerksamkeitserregende Akzente setzt. Als Zuschauer bekommt man das ein oder andere Mal Respekt, wenn man den Wahnsinn in ihren Augen sieht. Da stiehlt sie Stapleton eindeutig die Show, weil dieser über eine solide Schauspielerei nicht herauskommt und hier und da mal nur knapp am Kitsch vorbei spielt, was jedoch auch der Auslegung seiner Rolle geschuldet ist. Alle anderen Darsteller spielen ihre Rollen ebenso wenig erwähnens- wie störenswert. Einen den Cast dominierenden Darsteller, wie es Gerard Butler als Leonidas war, gibt es diesmal nicht.
Optisch gibt es den gewohnten 300-Stil zu sehen, den man ohne nähere Beschreibungen als regelmäßiger Betrachter von Filmen vor Augen haben sollte, jedoch verdient die Kamera-Arbeit ein besonderes Lob. Die Schlachten sind opulent gefilmt und werden immer von waghalsigen und passenden Kamerawinkeln und -fahrten eingefangen. Die Hektik kommt hierbei sehr gut rüber ohne dass der Zuschauer allzu oft den Überblick verliert. Oftmals folgt man wie in einem Videospiel einer Figur, welche sich choreographiert durch Horden von Widersachern metzelt. Zeitlupen geben jedem Schlag und jedem Schnitt Gewicht, während das CGI-Blut ganze Meere rot färbt.

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Sehr erfrischend ist der Fokus der Kämpfe, der dieses Mal klar auf Seeschlachten liegt. Die Schiffe werden unterhaltsam in die Kämpfe eingebunden und dieses Schlachten-Szenario ist noch so unverbraucht, dass man ein ums andere Mal schmunzelt und staunt, was da gerade auf der Leinwand passiert. Passend dazu gibt es natürlich die tobende raue See inmitten von Stürmen, die die eh schon brachialen Kämpfe noch einmal dramatischer wirken lässt. Optisch ist hier alles wie aus einem Guss und - so finde ich - nochmal eine Steigerung zum eh schon grandiosen Vorgänger.

Doch leider ist Optik bei Weitem nicht alles. Neben den - Eva Green ausgenommen - schwachen Charakteren ist vor allem die Story, sowie deren Präsentation der größte Schwachpunkt des Filmes. Es gibt einfach keinen roten Faden. Munter wird ein Prolog erzählt, dann ein Parallelstrang zum ersten Film. Erst das letzte Drittel des Filmes spielt nach dem Untergang der 300 Spartaner und kann somit als nachfolgende Handlung gesehen werden. Dies führt zwar dazu, dass man sieht was während der Kämpfe bei Sparta in dem Rest Griechenlands geschah, jedoch wird bei dem Film das weitere Schicksal des Landes nicht weitergesponnen. Der Film endet mit einem Cliffhanger, welcher auf eine finale Schlacht zwischen persischen und griechischen Truppen in einem womöglich folgenden Teil schließen lässt. Das befriedigt den bis dahin gut unterhaltenen Zuschauer kein bisschen und wirkt wie ein dahingeschluderter Abschluss. Dies mag daran liegen, dass die Comic-Vorlage, auf der auch dieser Film basiert noch nicht fertiggestellt ist und somit das Ende einfach fehlt, jedoch ist dies keine Entschuldigung für diesen erheblichen Makel des Films. Auch gibt es hier und da einige Ungereimtheiten zwischen dem ersten und dem zweiten 300-Teil, die den Fans der Filme zusätzlich übel aufstoßen könnten. So grandios der Film optisch und während der Schlachten unterhält, so enttäuscht er dann doch bei der Verknüpfung und Fortführung der Geschichte.

"300: Rise of an Empire" ist kein schlechter Film, jedoch einer der leider versagt seine Geschichte konsequent zu erzählen und fortzuführen. Es ist jedoch eine besondere Qualität, dass er durch optische und inszenatorische Stärken diese Minus-Punkte zumindest bis zum schwachen Ende überschattet. Für Fans ist dieser Film sowieso Pflicht. Sympathisanten des ersten Teiles werden in jeder Minute gut unterhalten - was einfach den spektakulären Schlachten zu verdanken ist -  jedoch werden sie die Mängel des Filmes auch stärker gewichten. Der Film verspielt viel Potential und bleibt so hinter seinem Vorgänger und den Erwartungen zurück. Dennoch reicht es für eine Empfehlung für jeden, der für Popcorn-Kino zu begeistern ist und mit viel Blut und exzessiver Gewaltdarstellung leben kann.

6,5/10

J.

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