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Mittwoch, 17. September 2014

Review: Netflix - Was kann Amerikas Nummer 1?



Von vielen heiß erwartet - nun endlich gelauncht: Netflix hat seinen Deutschland-Start hinter sich. Als Freund von Streaming-Diensten habe ich diesem Tag schon längere Zeit gespannt entgegengesehen. Als ehemaliger Kunde von Watchever und Maxdome, sowie Prime-Kunde des Amazon Instant Services habe ich schon genug Erfahrung im Bereich der Streamingplattformen gesammelt, um nun auch den Giganten aus Amerika genauer unter die Lupe nehmen zu können.

Natürlich eilt Netflix sein Ruf als großer Anbieter und Besitzer von hochkarätigen Serien wie House of Cards, Orange is the new Black oder From Dusk till Dawn voraus, jedoch wurde der Start in Deutschland ja schon im Voraus von den Besitzern des Streaming-Portals heruntergespielt. Man wisse um die Konkurrenz und hat gar nicht den Anspruch an sich selber direkt von Null auf die Top-Ränge zu schießen. Vielmehr hat man kein Problem damit längere Zeit der Underdog zu sein und den Konkurrenten weiterhin die größeren Marktanteile zu überlassen. Klassisches Understatement oder ehrliche Einschätzung? Im Vorfeld ist dies kaum einzuschätzen gewesen. Nun nach Launch der Plattform kann man sich langsam anschicken diese Frage zu beantworten. Doch zunächst fangen wir vorne an!

Die Anmeldung lief schnell und problemlos. Netflix bietet dem Benutzer drei verschiedene Pakete an, sodass jeder Nutzer ein passendes für den Umfang seines Konsums finden dürfte:

7,99 € für Standart Definition auf einem Gerät
8,99 € für High Definition auf bis zu zwei Geräten gleichzeitig
11,99 € für Auflösungen bis zu 4K auf bis zu vier Geräten gleichzeitig

Was mir als Nutzer anderer Dienste zunächst auffiel ist, dass die Preise nicht sonderlich stark von denen der Konkurrenz abweichen. Maxdome bietet ein HD-Paket mit Zugriff auf viele Serien und Filme für 7,99 € im Monat an, Watchever das Komplett-Paket für 8,99 €. Watchever ist beschränkt auf drei Geräte gleichzeitig, während Maxdome nur ein Gerät erlaubt. Beide Dienste bieten maximal HD-Auflösung, wodurch 4K ein Alleinstellungsmerkmal für die Amerikaner bleibt.
Bezahlt wird bequem per PayPal oder Kreditkarte. Der Vertrag kann ist monatlich über die Seite kündbar und hat keinerlei Fristen, so wie es auch bei Watchever der Fall ist. Auch Maxdome kann man jederzeit kündigen, jedoch muss man dazu die Hotline des Anbieters kontaktieren.
Netflix stellt sich somit zwar als kostspieligster Streaming-Dienst heraus, bietet jedoch faire Pakete zu fairen Konditionen, die auf Augenhöhe mit den Mitbewerbern sind. Doch was viel entscheidender ist: Was für ein Angebot bekommt man für diesen Preis und wie wird sich der Dienst in Zukunft präsentieren und vergrößern?

Wie auch die Konkurrenz-Produkte lässt sich Netflix auf allen gängigen Geräten installieren. In meinem Fall habe ich mir die Apps auf iPhone, iPad und Playstation 4 gezogen, um die Möglichkeit zu haben überall auf das Angebot zurückgreifen zu können. Beim Starten zeigt sich direkt: Auf allen Geräten hat man sich Gedanken über die Handhabung gemacht. Während ich gerade bei der Maxdome-App auf jedem Gerät Probleme mit der Navigation und der Stabilität hatte, läuft hier alles glatt. Die App startet schnell und zuverlässig, die Navigation fällt durch große Druckflächen und übersichtliche Anordnung der Symbole leicht. Dies gilt sowohl für die Apple-Geräte, als auch für Sonys Konsole. Gerade auf dem iPad und dem iPhone lobe ich bewusst die Navigationselemente außer- und innerhalb des Streams, da sie groß genug aufgefallen sind um mit jeder Fingegröße sehr genau zu navigieren.

Netflix erlaubt mir verschiedene Profile für Familienmitglieder zu erstellen, die sich alle unabhängig voneinander formen lassen. Durch Bewertungen von Filmen und Serien findet der Dienst heraus, welche Titel aus dem Angebot mir ebenfalls gefallen könnten und stellt sie in einer Empfehlungsliste zur Schau, so wie man es auch von anderen Anbietern kennt. Jedoch kann hier jedes Familienmitglied sein eigenes Profil haben und wird nicht von Bewertungen anderer Personen beeinflusst. Für Kinder kann man Sicherungen konfigurieren, sodass nur geeignete Inhalte abgespielt werden können.


Doch letztendlich steht und fällt ein Streaming-Dienst mit seinem Angebot. Zugegebenermaßen habe ich Maxdomes Angebot nicht von Anfang an verfolgt, sondern bin verhältnismäßig spät bei diesem Dienst eingestiegen, jedoch kann ich Watchever als Vergleich zur Seite ziehen.
Dieser Vergleich könnte jedoch leicht unfair sein, denn im Gegensatz zum deutschen Streaming-Dienst, der aus dem Nichts kam, kann sich Netflix durch seine amerikanische Dominanz an einem reichhaltigen Serien-Angebot bedienen, welches den Dienst - und das kann man jetzt schon sagen - für Fans der episodenhaften Unterhaltung von Null auf Eins katapultieren sollte. Nirgends gibt es so viele hochqualitative Serien auf einmal. The Walking Dead, Breaking Bad und Prison Break sind hier ebenso vertreten wie Sherock, Gossip Girl, New Girl oder Big Bang Theory. Hinzu kommen viel Serien, die mit Netflix ihr deutsches Streamingdebut feiern: Sons of Anarchy, House of Cards, Orange is the new Black oder American Horror Story. Zudem gibt es von Start an sogar Serien die erstmalig im deutschen Raum verfügbar sind und das Neflix-exklusiv, wie zum Beispiel Fargo - die Erfolgsserie zum Kultfilm der Coen-Brothers - oder From Dusk till Dawn. Da fällt es schwer dieses Angebot zu betrachten ohne sich sofort darin zu verlieben. Bis auf den Serien-Primus Game of Thrones wird hier wohl kaum jemand etwas vermissen. Und auf diesem Bereich muss man Netflix dann auch klar als Sieger darstellen und darf als Konsument von einer glorreichen Serien-Zukunft träumen, denn es wird wohl noch einiges nachkommen.

Doch wie sieht es mit den Filmen aus? Hier schwächelt Netflix so kurz nach dem Launch noch. Es gibt viele tolle Filme und viele große Namen, jedoch ist das Angebot noch sehr überschaubar und Alleinstellungsmerkmale sind in diesem Bereich nicht zu erblicken. Wer in erster Linie Filme streamen möchte, dem sei geraten derzeit noch auf Maxdome zurückzugreifen, da dort das Angebot durch die lange Existenz breiter und umfangreicher ist. Netflix startet in jeder Genre-Kategorie mit einigen Händen voller Film, innerhalb eines Monats wolle man das Angebot mindestens verdoppeln. Man kann hier fast schon sicher sagen, dass die Sammlung sich schnell vergrößern wird, jedoch würde ich reinen Film-Konsumenten erst einmal zu einem Maxdome-Abo raten, bis sich Netflix in der Film-Sparte vergrößert hat.
Zu loben ist die klare Genre-Aufteilung mit bewusst betonter Unterkategorie des deutschen Films, den Netflix auch in Zukunft in seinem Angebot eine Plattform geben möchte. Das gilt auch für Serien wie Pastewka oder Stromberg, die schon im Angebot enthalten sind.

Was mich zudem gefreut hat ist, dass man als Konsument auch eine Stand-Up-Comedy-Sparte angeboten bekommt. Die ist zwar noch spärlich besetzt, jedoch findet man schon deutsche Comedians wie Kaya Yanar und Dieter Nuhr - die mich jedoch weniger interessieren - ebenso wie amerikanische Stand-Up-Akteure wie Kevin Hart oder Gabriel Iglesias vor, die ich gerne einmal in ihren Performances erleben wollte und nun endlich erleben darf. Hier hoffe ich auf prominente Erweiterung des Angebots auf nationaler, wie internationaler Ebene.


Über kurz oder lang attestiere ich Netflix eindeutig das Potential mit Maxdome gleichzuziehen oder sogar der neue Streaming-König in Deutschland zu werden. Was das Serien-Angebot angeht ist der Kampf sogar jetzt schon gewonnen. Serienjunkies werden an Netflix wohl kaum vorbei kommen, wenn sie die Objekte der Begierde per Stream konsumieren wollen. Desweiteren bleibt abszuwarten wie sich die Film-Sparte entwickeln wird und in welchen Intervallen und Umfängen der Nachschub geliefert wird.
Das Understatement, welches zu Beginn von den Netflix-Bossen gegeben wurde, hat der Dienst jedoch nicht nötig. Die Qualität des Angebots überzeugt im Serienbereich jetzt schon, im Filmbereich darf man auf Grund der Erfahrung und des Einflusses optimistisch auf eine schnelle Vergrößerung sein und was die Bedienung und die Stabilität der Apps angeht ist Netflix unter Garantie jetzt schon auf einem Niveau mit den Besten seiner Art.

Kurz gesagt: Lohnt sich das Netflix-Abo? Für Serien-Fans: Ja! Für Film-Fans: In 2-3 Monaten!

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